C2C Beschaffung

Mit Cradle to Cradle zu einem zukunftsfähigen kommunalen Einkauf

  • Vorbildrolle und Verantwortung der öffentlichen Hand
  • C2C als ganzheitlicher Ansatz für die öffentliche Beschaffung
  • Das C2C-Konzept & die Agenda 2030

Die öffentliche Vergabe ist nach dem Haushaltsrecht in der Verantwortung, Steuergelder sparsam und wirtschaftlich einzusetzen9. Im Ergebnis werden dadurch meist konventionelle Produkte mit den geringsten Anschaffungskosten bevorzugt. Deren Produktion und Beschaffenheit hat jedoch oft verheerende kurz- und langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Durch ihr lineares Produktdesign tragen sie dazu bei, dass Müllberge wachsen und wertvolle Ressourcen verloren gehen. Bei der Produktion und entlang der Lieferketten werden in vielen Fällen Menschen ausgebeutet, Wälder gerodet, Meere verschmutzt und die Erderwärmung vorangetrieben10.

Produkte, die unter solchen Bedingungen hergestellt werden, sind also lediglich auf den ersten, oberflächlichen Blick günstiger. Tatsächlich werden zwar zunächst weniger Steuergelder bei der Anschaffung eingesetzt, doch die Lebenszykluskosten sowie externe Folgekosten für Mensch und Umwelt führen in der Summe zu wesentlich höheren Gesamtkosten, die von der Gesellschaft getragen werden und somit auch den staatlichen Haushalt belasten. Darunterfallen etwa Kosten für Entsorgung, Deponierung sowie ökologische oder gesundheitliche Schäden.

Durch ihre bedeutende Marktmacht und die Signalwirkung ihres Handelns haben öffentliche Auftraggeber*innen eine gesellschaftliche Vorbild- und Verantwortungsrolle. Statt konventionell nach dem günstigsten Anschaffungspreis zu beschaffen, können Kommunen mit strategischen und ganzheitlichen Vergabeentscheidungen einen erheblichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten und ihre Finanzmittel langfristig verantwortungsvoll einsetzen. Einen ganzheitlichen Ansatz dafür bietet das Cradle to Cradle-Konzept. 

Cradle to Cradle (kurz: C2C) setzt auf kontinuierliche Kreisläufe und adressiert dadurch die Problematik der Müllentstehung und Ressourcenvergeudung unserer linearen Wirtschaft. Damit hängen auch direkt Kohlenstoffemissionen in die Atmosphäre zusammen, die den Klimawandel beschleunigen. Doch auch darüber hinaus bieten C2C-Produkte durch ihr intelligentes kreislauffähiges Design einen Mehrwert für die Verwaltung, die Bevölkerung und die Umwelt. Büromöbel und Dienstbekleidung, die gesund für Verwaltungsmitarbeiter*innen, Polizist*innen oder den technischen Dienst sind, können sich positiv auf Motivation und Produktivität auswirken und letztlich beispielsweise Krankheitstage verringern. Ein geringerer Krankenstand hat direkte positive finanzielle Auswirkungen für die Kommune. Eine gesunde Inneneinrichtung von Kindergärten oder Schulen wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Kinder aus, etwa durch Teppiche, die Feinstaub aus der Luft filtern. Durch die Beschaffung von Produkten mit positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt fördern Kommunen echte  Wertschöpfung, statt die gesellschaftlichen Gesamtkosten durch Schadschöpfung zu erhöhen.

C2C & die SDGs

SDG Rad - bunte Farben im Kreis

Viele  Kommunen haben sich dazu verpflichtet, die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 zu erreichen. Neben der Sicherstellung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster können mit der strategischen Beschaffung nach Cradle to Cradle  auch zahlreiche andere SDGs adressiert werden11 12:

SDG 1 - Keine Armut

SDG 1.1 – “Bis 2030 die extreme Armut […] für alle Menschen überall auf der Welt beseitigen”

Das C2C-Konzept zielt auf soziale Verantwortung ab, wozu unter anderem eine gerechte Entlohnung zählt. So zählen transparente Lieferketten inkl. Risikoermittlung, Strategien zur Verbesserung sowie nachweislich kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu den Kriterien der Zertifizierung.

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen

SDG 3.9 – “Bis 2030 die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden erheblich verringern” 

Cradle to Cradle setzt auf die Nutzung erneuerbarer Energien aus kreislauffähigen Anlagen, die Förderung gesunder Böden und sauberen Wassers sowie auf die Verwendung von Materialien und Substanzen, die als unschädlich für Mensch und Natur definiert sind.

SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitär-Einrichtungen

SDG 6.3 – “Bis 2030 die Wasserqualität durch Verringerung der Verschmutzung, Beendigung des Einbringens und Minimierung der Freisetzung gefährlicher Chemikalien und Stoffe […] weltweit verbessern” 

Die Überwachung der lokalen Wasserqualität an den Produktionsstätten, sowie geschlossene Wasserkreisläufe gehören zur Zertifizierung von C2C-Produkten.

SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie

SDG 7.2 – “Bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energie am globalen Energiemix deutlich erhöhen” 

Ziel des C2C-Konzepts sind 100 % erneuerbare Energien aus kreislauffähigen Anlagen. Steigende Nachfrage nach Produkten. die explizit mit Energie aus regenerativen Energiequellen produziert wurden, fördert den Gesamtanteil erneuerbarer Energien am Energiemix.

SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

SDG 8.4 – “Bis 2030 […] die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben […] wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen” 

Das C2C-Konzept strebt ein Wirtschaftsmodell an, das für Mensch und Natur einen positiven Mehrwert hat: Durch eine konsequente Kreislaufwirtschaft,  die ausschließliche Verwendung gesunder Materialien für Mensch und Umwelt unter der Verwendung erneuerbarer Energien.

SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur

SGD 9.4 – “Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen […] unter vermehrter Nutzung sau- berer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse […]” 

Das Cradle to Cradle-Konzept fördert Produktionsbedingungen, die die menschliche und planetare Gesundheit schützen bzw. verbessern.

SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

SDG 11.6 – “Bis 2030 die von den Städten ausgehende Umweltbelastung pro Kopf senken, unter anderem mit besonderer Aufmerksamkeit auf der Luftqualität und der kommunalen und sonstigen Abfallbehandlung”

Dies kann u. a. durch die Beschaffung von C2C-lösungen gefördert werden, die keinen Abfall oder Emissionen verursachen und dafür z. B. die Biodiversität fördern.

SDG 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion

SDG 12.5 – “Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern” 

Dies kann u. a. durch die Beschaffung von kreislauffähigen Produkten bei Unternehmen erreicht werden, die zirkuläre Geschäftsmodelle wie z. B. ein Rücknahmesystem für gebrauchte Produkte besitzen.

SDG 14: Leben unter Wasser

SDG 14.1 – “Bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung, insbesondere durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung, verhüten und erheblich verringern.” 

Cradle to Cradle setzt auf geschlossene Wasserkreisläufe in Produktionsprozessen sowie auf Produkte, die für das richtige Nutzungsszenario designt sind. Produkte oder Materialien, die bei der Nutzung unweigerlich mit der Natur bzw. Meeren in Verbindung kommen, müssen demnach vollständig biologisch abbaubar sein.

SDG 15: Leben an Land

SDG 15.1 –“Bis 2020 im Einklang mit den Verpflichtungen aus internationalen Übereinkünften die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung der Land- und Binnensüßwasser- Ökosysteme und ihrer Dienstleistungen, insbesondere der Wälder, der Feuchtgebiete, der Berge und der Trockengebiete, gewährleisten” 

Dies kann durch die Beschaffung von C2C-inspirierten Produkten gefördert werden, deren Auswirkungen auf empfindliche Ökosysteme geprüft und verbessert wurden.