C2C Beschaffung

Was ist Cradle to Cradle?

  • Positive Mehrwerte in allen Bereichen (Ökologie, Soziales und Ökonomie)
  • Positives Menschenbild, an natürlichen Kreisläufen orientiertes Designkonzept für Biosphäre und Technosphäre
  • Product Innovations Institute
  • Zertifizierung in 5 Kategorien

Cradle to Cradle (kurz: C2C) ist ein ganzheitliches Konzept für eine wirkliche Kreislaufwirtschaft. C2C denkt Klima- und Ressourcenschutz zusammen, adressiert neben ökologischen auch soziale Probleme und bietet Lösungen, die auch einen ökonomischen Mehrwert haben. 

Angesichts der Bilanz der vergangenen 100 Jahre ist das Selbstbild des Menschen als Schädling nachvollziehbar: Mikroplastik in den Ozeanen, wachsende Müllberge, Ressourcenknappheit und die Beschleunigung des Klimawandels sind Schäden, für die wir verantwortlich sind. Doch dieses Selbstbild legt eine falsche Lösungsstrategie nahe, die wir seit nunmehr 40 Jahren verfolgen: Wir versuchen, durch Verzicht und Reduktion weniger falsch zu machen. 

Diese Strategie hat mehrere Schwachstellen. Sie packt das Problem der linearen Wirtschaftsweise nicht bei der Wurzel. Denn weniger schlecht ist noch lange nicht gut. Ein bisschen weniger CO₂ in die Atmosphäre zu emittieren, etwas weniger Müll zu verursachen oder weniger endliche Ressourcen zu verschwenden verlangsamt die daraus resultierenden Probleme, löst sie aber nicht. Vor allem auf globaler Ebene ist die Strategie von Verzicht und Reduktion bei einer wachsenden Weltbevölkerung und stark unterschiedliche Wohlstandsniveaus nicht ausreichend. 

 

Umdenken – die C2C Denkschule

Mit der C2C Denkschule setzen wir uns stattdessen positive Ziele: Wir Menschen können Nützlinge sein, die einen positiven Fußabdruck hinterlassen. Unser Ziel muss es sein, die Erde als Lebensgrundlage aller Lebewesen nicht nur zu erhalten, sondern zu fördern. Dazu müssen wir ganzheitliche Lösungen für die komplexen Problemstellungen unserer Zeit finden. Unser Umgang mit Ressourcen und das Klima bedingen sich direkt, also müssen wir beides auch zusammen denken und entsprechend umfassende Strategien für Ressourcenkrise und Klimawandel finden. Vielfältige gute Lösungen statt schneller Einheitslösungen bringen uns dabei ans richtige Ziel. Effektivität muss dabei Vorrang vor Effizienz (siehe Abbildung 2) haben. Denn nur bei Produkten und Prozessen mit positiver Wirkung ergibt es Sinn, sie im zweiten Schritt zu optimieren. Ganzheitliches Denken in Kreisläufen, das Erkennen und Beachten von Zusammenhängen sowie zielgerichtete Lösungswege können und sollten in allen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung finden – von der Bildung über die Kultur bis zur Wirtschaft und Politik.

 

Umlenken – C2C Rahmenbedingungen schaffen

Anreize und Rahmenbedingungen können die notwendige Transformation von linear zu zirkulär ermöglichen und beschleunigen. Der politische und wirtschaftliche Rahmen muss dabei bewirken, dass alles, was wir tun, ökonomische, ökologische und soziale Mehrwerte erzielt. Auf Produktebene muss daher erreicht werden, dass nur noch Produkte auf den Markt kommen, die für integrierte Kreisläufe geschaffen sind. Alle Ressourcen, die der Biosphäre entnommen werden, müssen nach ihrer Nutzung in einem Produkt entweder in die Biosphäre rückführbar sein, oder endlos in der Technosphäre zirkulieren können. In einer zirkulären Wirtschaft muss Wertschöpfung als langfristiger, ganzheitlicher Mehrwert definiert sein. Das ist nur durch reale Preise möglich, die die externen Gesundheits-, Umwelt- und sozialen Kosten des linearen Handelns abbilden. Zirkuläre Geschäftsmodelle wie Produkt-Service-Modelle oder Repair- und Refurbish-Angebote müssen für Unternehmen zum neuen Normal werden können, um C2C-Produkte in Kreisläufe zu bringen. Ein neuer Markt muss entstehen können, dessen Akteur*innen Rohstoffe nach ihrer ersten Nutzung zurücknehmen und sie als neue Nährstoffe zur richtigen Zeit am richtigen Ort wieder verfügbar machen. Diese Kreislauflogistik muss alle Sektoren und Branchen umfassen können. Unerlässlich sind dafür digitale Prozesse für die wir eine deutlich schnellere Digitalisierung von Infrastruktur benötigen. Sämtliche Informationen über Produktbeschaffenheit, Produktionsprozesse und -umstände, Nutzungsinformationen sowie, etwa in Kommunen und in der Landwirtschaft, generelle Stoffströme müssen qualitativ und quantitativ erfasst sein und nutzbar gemacht werden. Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für eine lebenswerte Zukunft müssen biologische, konzeptionelle und soziokulturelle Vielfalt fördern, denn lebendige und vielfältige Systeme sind produktiver, widerstandsfähiger und gesünder als Einheitsgrößen.

 

Umgestalten – Das C2C Designkonzept 

Voraussetzung für die zirkuläre und sozio-ökonomische Transformation sind Produkte, die für Kreisläufe geeignet sind und bei deren Herstellung Mehrwerte für Mensch und Umwelt entstehen. Kreislauffähigkeit wird erreicht, indem Produkte bereits so designt werden, dass ihre Materialien in der Biosphäre oder in der Technosphäre zirkulieren und immer wieder Nährstoff für etwas Neues werden können. Entscheidend ist dabei jedoch, dass diese Produkte für ihr konkretes Nutzungsszenario ausgelegt sind. Gelangen Bestandteile des Produkts unweigerlich in die Umwelt (Verbrauchsprodukt), müssen diese für die Biosphäre geeignet sein. Wenn nicht (Gebrauchsprodukt), muss das Produkt in der Technosphäre zirkulieren können und entsprechend so designt sein, dass seine Materialien sortenrein trennbar und damit ohne Qualitätsverlust recycelbar sind. Bei der Auswahl von Materialien ist die Materialgesundheit ausschlaggebend: Produkte sollten nur aus geeigneten Bestandteilen bestehen, die im jeweiligen Nutzungsszenario eines Produkts keinerlei schädliche Auswirkung für Mensch und Umwelt haben. In der Produktion sowie auf dem Dienstleistungssektor müssen faire, bedürfnis- und bedarfsorientierte Arbeitsbedingungen und -formen der Standard sein. Zudem sollten alle Produkte ausschließlich mit erneuerbaren Energien aus kreislauffähigen Anlagen hergestellt sein. Die Energie der Sonne ist im Überfluss vorhanden, doch die Rohstoffe, die für ihre Umwandlung in Strom benötigt werden, sind es nicht. Bei der Produktion, aber auch im Kontext des Bauwesens und der Landwirtschaft, müssen Luft und Wasser sauber gehalten,  klimabeeinflussende Treibhausgase in Kreisläufen geführt und als Ressourcen genutzt werden. Durch einen regenerativen Umgang mit Land muss zudem fruchtbarer und gesunder Boden aufgebaut werden.

Mit der Natur als Vorbild werden nach dem C2C-Konzept also Ressourcenkreisläufe durch innovatives Design von Produkten und entsprechende Geschäftsmodelle konsequent geschlossen. Wenn eine Kommune C2C-inspirierte Produkte beschafft, kann sie demnach einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz mit vielseitigen ökologischen sowie sozialen Mehrwerten verfolgen.

Abbildung 2: Der positive Fußabdruck (c) C2C NGO
Abbildung 2: Der positive Fußabdruck (c) C2C NGO
C2C Kreislauf Biosphäre und Technosphäre
Abbildung 3: Biologischer und technischer Kreislauf (c) C2C NGO

Ein Werkzeug, um einige dieser Kriterien nachweisbar zu machen, ist die C2C-Zertifizierung (sog. C2C-certified Produktstandard®) des Products Innovation Institute13. Das C2C-Zertifikat der unabhängigen Organisation wird beispielsweise  vom Bundesentwicklungsministerium im Rahmen des staatlichen Textilsiegels Grüner Knopf anerkannt und erfüllt die Anforderungen des § 34 Abs. 2 VgV. Wenn eine Zertifizierung beim Beschaffungsprozess notwendig ist, können sich Kommunen im Vergabeprozess demnach an der C2C-Zertifizierung orientieren. Das Products Innovation Institute zertifiziert Produkte in fünf Kategorien, die den quantifizierbaren Größen der C2C-Kriterien nach dem Verständnis von Cradle to Cradle NGO entsprechen:

  • Materialgesundheit
  • Kreislauffähigkeit
  • Saubere Luft und Klimaschutz
  • Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser und Böden
  • Soziale Fairness

 

Die Cradle to Cradle-Zertifizierung kann dabei in den vier Stufen Bronze, Silber, Gold und Platin vergeben werden14.